Das Schloss in Schlochau (Człuchów) war eine der größten Wehranlagen des Deutschen Ordens. Die gesamte Anlage war 3 Hektar groß und die zweitgrößte nach dem Sitz in der Hauptstadt des Deutschordensstaates, nämlich dem Schloss des Hochmeisters in Marienburg (Malbork). Die Burganlage in Schlochau (Człuchów) bestand aus drei Vorburgen mit einem Hochschloss, bei Bedarf konnte jeder Teil als ein selbstständiger Wehrbezirk dienen. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Teilen der Burg wurde durch die Zugbrücken möglich, die sich über den mit Wasser gefüllten Burggräben befanden. Nur der Wassergraben um die dritte Vorburg war ohne Wasser.

Den wichtigsten Teil der Festung bildete ein aus vier Flügeln bestehendes Hochschloss, auf einem quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von 47,5 m. Jedes der Gebäude bestand aus mindestens drei Etagen: einem Untergeschoss, einem tiefen Erdgeschoss und einem darüber befindlichen oberen Stockwerk. Die Flügel wurden mit Dachgeschossen bekrönt. Über der ganzen Burganlage dominierte ein in der nordwestlichen Ecke der Hochburg lokalisierter, massiver achteckiger Turm. Der Turmeingang befand sich auf der Höhe des Dachbodens der Flügel. Im Nordflügel des Hochschlosses befand sich die Burgkapelle, im östlichen der Kapitelsaal, d.h. ein Saal für Sitzungen und Beratungen der Ordensbrüder, im südlichen war das Dormitorium – das gemeinsame Schlafzimmer für Ordensbrüder und im westlichen befand sich der Remter - eine Art Speisesaal. Im Keller und in den oberen Etagen befanden sich Lagerhäuser, Waffenlager, die Mühle des Komturs und in polnischen Zeiten die Brauerei. Von der Innenseite des Gebäudes gab es einen rechteckigen Innenhof mit Kreuzgängen.

Die Breite und Größe des Schlosses von Schlochau (Człuchów) resultierten aus der strategisch wichtigen Rolle im Wehrsystem des Ordensstaates. Die Burg war Teil der Befestigungsanlagen der südlichen Grenze und damit entscheidend für die Verteidigung des Staates. Überdies hatte die Lage der Burg an einem Wanderweg zur Folge, dass Ordensgäste über Schlochau (Człuchów) gereist sind und zumindest einige von ihnen waren gerade hier mit der Macht des Deutschordensstaates zum ersten Mal konfrontiert. Der Bau des Schlosses begann nach 1312, als der Deutsche Orden das Dorf Schlochau (Człuchów) einem der Söhne von Nikolaus von Poniec (dem letzten polnischen Kastellan in Ortelsburg/Szczytno) abkaufte, und die Bauarbeiten wurden um 1365 vermutlich beendet. Die unter dem Schutz der mächtigen Festung liegende Ansiedlung entwickelte sich rasch. Am 19. Juni 1348 erhielt Schlochau (Człuchów) die Stadtrechte. Ihre Größe und Breite resultierten aus der strategisch wichtigen Rolle im Wehrsystem des Deutschordensstaates. Das Schloss war Teil der Befestigungsanlagen an der südlichen Grenze, ein Schlüsselelement für diesen Teil des Landes. Überdies hatte die Lage der Burg an einem Wanderweg zur Folge, dass Ordensgäste hierüber oftmals gereist sind, die auf dem Weg zu den wichtigsten Zentren des Deutschen Ordens waren und zumindest einige von ihnen hier zum ersten Mal in Kontakt mit der staatlichen Macht der Kreuzherren kamen. In den Vorburgen befanden sich Ställe, in denen Pferde gehalten wurden. Die Tiere standen den Ordensrittern und ihren Gästen zur Verfügung. Dort befanden sich auch Werkstätten, Wohnorte für Söldner, Kornhäuser und Lagerhallen, die die Unabhängigkeit im Hinblick auf Nahrungsmittelversorgung und Handwerk sicherten. Die Vorburgen bargen auch ein sehr großes Zeughaus für Feuerwaffen, hierunter Kanonenkugeln und zahlreiche Armbrüste mit Bolzen. Die militärische Stärke der Burg wurde vor allem im nördlichen Großpolen und in den Kujawien empfunden, deren Gebiete oftmals von Ordensrittern unter der Führung der Komturen von Schlochau (Człuchów) und Tuchel (Tuchola) angegriffen wurden. Dieselben Ordensritter führten Feindseligkeiten gegen das Königtum Polen, unabhängig von den Hauptordenskräften. Zu Beginn des Dreizehnjährigen Kriegs, Ende Februar 1454 wurde die Macht auf der Burg durch die Polen übernommen und seit 1466 ist Schlochau (Człuchów) zu einer Königsstadt und zu einem Landratssitz geworden. Seitdem schützte diese mächtige Festung über 300 Jahre die nordwestliche Grenze Polens, die 20 km westlich der Stadt Schlochau (Człuchów) verlief. In der letzten Periode der Existenz des Ersten Polnischen Adelsstaates verlor die Festung an ihrer militärischen Bedeutung und die Burganlage ist in Zerfall geraten.

1. Silhouette der Burg auf der Inventarkarte des Landrates von Schlochau (Człuchów), aus dem Jahr 1753.

 

Nach einem Brand im Jahr 1793 erhielten die Bewohner eine Genehmigung vonseiten des Königs Friedrich Wilhelm II., zum Abriss des Schlosses und das dadurch erhaltene Backsteinmaterial verwendeten zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser.

2.Ruinen des Hochschlosses, Anfang des 19. Jahrhunderts.

An die frühere Pracht der Burg erinnert heute ein mächtiger (46 m hoher) Turm des ehemaligen Hochschlosses, von dem herum sich das Panorama von Schlochau (Człuchów) und Umgebung erstreckt. In den Jahren 1826-1828 wurde auf den Grundmauern der ehemaligen Burgkapelle eine evangelische Kirche errichtet und der Turm wurde in einen Glockenturm umgewandelt. Im Jahr 1844 wurde die ehemalige Turmbekrönung mit hohen Zinnen ersetzt. Für den Glöckner und Touristen wurde der Eingang am Boden des Turms aufgebrochen sowie im Innen eine Holztreppe gebaut.

3. Aufnahme mit Schlossturms, evangelischer Kirche und Überresten der Burgmauern, 1892.

4. Blick auf die evangelische Kirche im damaligen Hochschloss von Schlochau (Człuchów), Anfang des 20. Jahrhunderts.

 

In den Jahren 2008-2015 wurden bei der Revitalisierung des Schlosses, die von dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mitfinanziert wurde, die archäologischen Untersuchungen im Bereich des Schlosses sowie die Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten  durchgeführt. 

Seit dem 2. Mai 2013 ist das Regionalmuseum in Schlochau (Człuchów) Vorsitzender der restaurierten Festung.